Tagebuch
Begonnen mit einer Vertonung eines Rilke-Gedichts. Doch sehr unzufrieden. Ich kann das nicht. Ich kann nichts. Ich fühle mich zudem alleine. Unendlich alleine. Starke Gedanken an Suizid. Alkohol.
Tagebuch
Film zum Entwickeln abgeben, MP3-Player kaufen, sowie Batterien fürs Aufnahmegerät. "Füllherz" fertig schreiben, sowie die zwei Rilkevertonungen beginnen. Les Adieux und Prokofjev 3. Satz. Chorpartituren ausleihen. Ich habe schon lange kein Gedicht mehr geschrieben. Es scheint unmöglich zu sein, in Anbetracht der Anspannung zwischen M. und mir. Wenn ich beginnen würde, zu schreiben, wäre die Wut das erste und vorherrschendste Gefühl. Deshalb muss ich in die Musik. Weil meine Worte alles vernichten würden. "Le Méthode" zu lesen beginnen und einige, nützliche Seiten daraus kopieren.
Heute Nacht kam ein heftiger Wind auf. Noch immer rauscht er beißend durchs Geäst. Immer denke ich mir, es sei ein Zeichen dafür, dass gerade irgendwo etwas Schlimmes passiert, dass gerade jemand bis aufs Äußerste bewegt ist, so dass seine Emotion in die Natur hinübergleitet. M. ist so anfällig für jede Art von Hypersensibilität, mehr noch als ich es bin. Er kann da gar nicht heraus, er stellt nichts in Frage. Seine Gefühle sind ihm eine absolute Wahrheit. Er fühlte sich alleine. Er dachte, ich hätte ihm einfach den Rücken gekehrt, doch dies zeigt nur, wie wenig er mir bislang vertraute. ... Jedes Mal verletzt mich dieser Betrug erneut und ich möchte nicht nachdenken: Über ihn oder mich. Auch er hat mir durch sein Misstrauen etwas genommen, mir die Vertrauenswürdigkeit abgesprochen und nicht nur das.
Und einmal lös ich in der Dämmerung der Pinien von Schulter und vom Schoß mein dunkles Kleid wie eine Lüge los und tauche in die Sonne bleich und bloß und zeige meinem Meere: ich bin jung.
Dann wird die Brandung sein wie ein Empfang, den mir die Wogen festlich vorbereiten. Und eine jede zittert nach der zweiten, - wie soll ich ganz allein entgegenschreiten: das macht mich bang... Ich weiß: die hellgesellten Wellen weben mir einen Wind; und wenn der erst beginnt, so wird er wieder meine Arme heben -
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